Eine Frau, deren Leben Geschichte schrieb
Als Angehörige einer Minderheit (Jenische) habe ich am 13.Dezember 1952 das Licht der Welt erblickt. Damals hat mich mein Heimatland schwer dafür bestraft. Über die Art der Strafe, die uns Kindern zu Teil wurde, haben alle Medien mehr oder weniger ausführlich berichtet. Der „Makel“ Zigeuner klebte förmlich an mir.
Bis zu meinem 18. Lebensjahr hat mich offener Rassismus durch alle Heime, Schulen und Anstalten in Form von Schimpfwörtern und Vorurteilen begleitet. Wie weit diese Vorurteile berechtigt waren, konnte ich damals gar nicht beurteilen – aber ich erinnere mich an die Ohnmacht, die ich immer wieder empfunden habe. (Stationen meiner KIndheit und Jugend)
Durch meine Heirat mit 19 Jahren wurde ich wenigstens endlich meinen Nachnamen, der so typisch jenisch war, los. Obwohl auch mein Ehepartner Jenischer war, wohnten wir unbehelligt als „Sesshafte“ in einer Wohnung.
Nach meiner Scheidung bin ich in eine andere Landesgegend gezogen und bin dadurch erneut mit Rassismus konfrontiert worden. Ich habe damals meiner Tochter verboten, in der Schule und bei Freunden über meine Herkunft zu sprechen. Sie sollte nicht leiden müssen wie ich in meinem Leben und, was viel wichtiger war, die gleichen Chancen wie andere Kinder haben. Nur unserem engsten Freundeskreis war unsere „Herkunft“ bekannt.
Als ich vor Jahren aus meinen Akten erfahren habe, wer die Drahtzieher gewesen sind, habe ich mein Schweigen gebrochen. Ich stehe heute voll und ganz zu meiner Herkunft und kämpfe dafür, dass das an uns als Kinder begangene Unrecht mit allen Konsequenzen aufgearbeitet wird.
Lesen Sie dazu die WoZ-Artikel-Reihe im November 2023: Durch den Monat mit Uschi Waser