Aktenvermerke über meine Kindheit
Zwischen 1953 und 1971 entstanden x-tausende Aktenvermerke über mich. Sie sind ein Zeugnis der Diskrimierung, die ich über viele Jahre als jenisches Kind und Jugendliche erfuhr.
Diese Zeile in einem Brief von Dr. Siegfried, Leiter der Pro Juventute, war im Alter von drei Monaten der Anfang meiner Geschichte: „…ein neuer Ableger der Vagantität.“
Ein immer wiederkehrendes Formular …
„Eine Zeit lang probierte sie uns abzuschleichen, und wir haben uns gesagt, dass ihr das im Blute liege, denn wir mussten recht streng werden, bis das aufhörte!“
„Hoffen wir, dass wir aus dem Kinde durch Erziehung ein nettes Menschenkind erhalten, (trotzdem ich mich nicht etwa Illusionen hingeben will!)“
„Urseli ist ein typisches Vagantenkind mit aller Liebenswürdigkeit, aber auch den unangenehmen Seiten dieser Kinder.“
„… typische Eigenschaften von Vagantenkindern.“
„… ausgesprochene Schwererziehbarkeit“
„… moralisch sehr schwierig“
„… weil sie es ausserordentlich
auf die Buben abgesehen hat“
„Da sie eine kleine Führernatur hatte, liess sie andere Kinder, besonders kleinere Buben, sich ausziehen und spielte dann „Doktor“…“
„… krankhafte Lügenhaftigkeit, sog. Pseudologia phantastica“
„Ursula war so recht ein Bild einer argen erblichen Belastung.“